Rotation-Spieler Nicolas Sträuber (Nr. 7) setzt zu einem Pass an, der Doppel-Torschütze Matthias Senf (Nr. 8) beobachtet seinen Teamkollegen. (Bild: Lisker) Rotation Halle holt einen Auswärtssieg bei Rot-Weiß Weißenfels. Das Team hat im Vergleich zur Vorsaison eine erstaunliche Entwicklung genommen. Mit Tabellenplatz zwei stellt Rotation derzeit die beste hallesche Landesklasse-Mannschaft.
Frank Kuhn scheint ein glühender Fan des bekannten britischen Lebenskünstlers Charlie Chaplin zu sein. Jedenfalls musste man diesen Eindruck gewinnen, wenn man sich am Sonnabend auf den Weg zum Landesklasse-Spiel zwischen Rot-Weiß Weißenfels und Rotation Halle machte und den Trainer der Hallenser am Spielfeldrand beobachtete. Besser gesagt, wenn man sein Oberteil genauer unter die Lupe nahm.
Darauf befand sich nämlich ein Aufdruck der sogenannten Melone, also jenes abgerundeten Hutes, der zum Markenzeichen Chaplins wurde. „Ich möchte so ein bisschen seine Lebensweise verkörpern“, sagte Frank Kuhn dazu, „nicht immer alles so ernst nehmen, auch Spaß am Leben haben.“ Klingt sehr sympathisch.
Trainingsarbeit klappt sehr gut
Nicht so ganz genau lässt sich aber klären, ob es auch eine Verbindung zwischen der Philosophie des Trainers und der Erfolgsserie seiner Mannschaft gibt. Rotation hatte drei der vergangenen vier Spiele gewonnen und holte auch in Weißenfels einen 2:0-Auswärtssieg. Der Vorjahres-Elfte findet sich momentan auf Platz zwei der Tabelle wieder und stellt derzeit die beste hallesche Landesklasse-Mannschaft.
Liegt also die Serie von nun fünf ungeschlagenen Spielen in jener Lockerheit begründet, die ihr Coach verbreiten möchte?
Ganz abwegig scheint diese Verknüpfung nicht zu sein, schließlich hat eine gute Chemie zwischen Trainer und Mannschaft noch keinem Verein geschadet. Aber Frank Kuhn ist Fußball-Fachmann genug, um die Bausteine des Erfolges genauer zu analysieren: „Wir sind eine junge, ausgeglichene Mannschaft ohne den einen großen Star. Außerdem funktioniert die Trainingsarbeit sehr gut.“ Und es scheint Spaß zu machen, bei einem solchen Übungsleiter zu trainieren.
Modernes Spielsystem
Am Sonnabend waren es zwei Tore von Matthias Senf (55., 60.), die den Gastgebern aus Weißenfels letztlich den Zahn zogen. Und ein Spielsystem, das man in dieser Form wohl eher im Profifußball verortet: 4-5-1 mit Viererkette und „falscher Neun“. Also ohne echten Mittelstürmer, dafür mit abwechselnd nach vorn stoßenden Mittelfeldspielern.
„Matthias Senf hat von diesem System profitiert und ist immer wieder aus dem Mittelfeld in die Spitze vorgegangen“, analysierte Frank Kuhn. Außerdem sei es positiv gewesen, dass die Weißenfelser, die sich in der ersten Halbzeit „hinten reingestellt hatten“, nach dem Seitenwechsel „etwas forscher nach vorn gegangen sind“. So seien Lücken in der Abwehr der Gastgeber entstanden, die Rotation ausgenutzt habe.
Neue Rolle in der Liga
Was wiederum ein Problem aufdeckt: Denn die Zoo-Kicker, die auf der anderen Straßenseite des VfL beheimatet sind, sind mittlerweile in vielen Partien der Favorit und müssen somit des Öfteren mit tief stehenden Gegnern rechnen. Da sind Kreativität und Flexibilität im Offensivspiel mehr denn je gefragt. Aber vielleicht trägt ja gerade dieses moderne Spielsystem dazu bei.
In den nächsten Spielen, so Frank Kuhn weiter, werde diese Schwierigkeit aber nicht auftreten. Die nächsten Gegner sind nämlich Landsberg, Leuna, Zeitz und die ESG Halle. Teams, die zu den besten der Landesklasse gehören. „In diesen Partien wird es für uns primär darum gehen, mithalten zu können“, blickt der Coach voraus, „natürlich wollen wir auch gegen Landsberg gewinnen, aber wenn wir nur Unentschieden spielen sollten, wäre das auch okay.“
Der Coach will den Druck rausnehmen. Oder, etwas anders ausgedrückt: Er will locker bleiben.“
Quelle: MZ Lokalsport Halle/ Saalekreis, von Max Zeising